Erfahrungsbericht Farmstay Irland Agrartourismus

Erfahrungsbericht: Agrar-Tourismus in Irland

Annika hat im Rahmen unseres Farmstay-Programms in Irland den Farmtyp Agrar-Tourismus gewählt und mehrere Wochen in einem Bed & Breakfast im County Wicklow ein Praktikum gemacht. Über ihren Auslandsaufenthalt in Irland hat sie einen Erfahrungsbericht geschrieben, den wir sehr gerne mit euch teilen möchten.

Wir freuen uns, dass Annika einen schönen und erfahrungsreichen Auslandsaufenthalt in Irland hatte und sagen "Danke" für diesen Bericht, der einen tollen Einblick in das Programm gibt.

 

Ein Frühsommer im Garten Irlands

Nach dem Abitur war ich stark zerrissen: Möchte ich einfach reisen, möchte ich Praktika machen und mich aufs Studium vorbereiten? Im Endeffekt habe ich am Ende beides getan, und zwar auf einer wunderschönen ehemaligen Schafsfarm im County Wicklow, dem ,Garten Irlands‘.

Das Bed & Breakfast

Erfahrungsbericht Farmstay Irland Bed & Breakfast SchafeSchafe sind dort allerdings schon länger nicht mehr das Haupteinkommen. Die Mutter meiner Gastgeberin Catherine hat in den 60ern eines von Irlands ersten privaten Bed & Breakfasts geöffnet hat. Seither gehen dort wöchentlich zahlreiche Touristen ein und aus, die die atemberaubende Natur der Region mit eigenen Augen sehen wollen. Schafe gibt es zwar auch noch, allerdings bloß noch 10 Auen mit 8 Lämmern. Diese werden ausschließlich zum Wiese abgrasen gehalten und als Hintergrundentertainment wenn man abends draußen sitzt.

Meine Gastgeberin und Chefin hat dem Ganzen außerdem vor zirka 20 Jahren ihren ganz eigenen Twist verliehen. Sie hat eine Kochschule im alten Kuhstall eröffnet. Dort finden heute von scones über Beef and Guinness bis hin zu italienischer Küche (ihr Mann kommt aus Sizilien) fast täglich Kochkurse statt. Da mein Aufenthalt wie ein Betriebspraktikum aufgebaut war, und ich ein wenig von allem gemacht habe, kann ich nach meinen zweieinhalb Monaten dort mittlerweile auch blind scones backen.

 

Mein Alltag in Irland

Ich würde gerne beschreiben, wie ein typischer Tag im Agrar-Tourismus abläuft, aber so etwas wie einen typischen Tag gibt es einfach nicht!

Mein Arbeitstag hat immer zwischen 7.30 Uhr und 15.30 Uhr begonnen und manchmal 3, manchmal 5-6, meistens 8-10 Stunden gedauert. Zu Beginn des Tages ging es vor allem darum, alle Gebäude aufzuschließen, Licht und  Heizung anzuschalten falls nötig und die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor eine Busladung erkundungsfreudiger Touristen das Gelände stürmt. Viele sind für ein frisch zubereitetes 3-Gänge-Menü zu uns gekommen. Die meisten Gruppen haben an mini-Kursen in der Kochschule teilgenommen. Das hat für mich vor allem eines bedeutet: Abwasch. Man kann kaum glauben, wie viel Dreck innerhalb von 90 Minuten produziert werden kann!

Es gibt immer etwas zu tun

Erfahrungsbericht Farmstay Irland Bed & BreakfastNachdem die Touristen, falls sie nicht über Nacht in einem der wunderschönen Zimmer im 1840er Jahre Haupthaus untergebracht wurden, abgefahren waren, ging es an die Vorbereitungen für entweder das nächste Tagesevent oder gar schon die nächsten Tage. Tische neu eindecken, Toiletten putzen, Zutaten abwiegen, Tischdecken und Schürzen waschen und bügeln, Gästezahlen überprüfen, Salate vorbereiten, Betten beziehen. Es war wirklich von allem etwas dabei. Und selbst wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind, gibt es auf so einer großen Farm noch einiges zu tun. Verschiedenste Beeren waren ab Ende Juni zu pflücken, Schafe haben Wasser gebraucht, Gäste mit Sonderwünschen haben Aufmerksamkeit erfordert, Gartenmöbel haben einen frischen Anstrich benötigt. Somit waren meine Arbeitstage stets aufregend und abwechslungsreich und sind in der Regel wie im Flug vergangen.

 

Meine Freizeitgestaltung

Wenn ich dann meine zwei Tage frei hatte, habe ich mir mein eigens dafür angeschafftes, rostiges, rotes Rad geschnappt. Damit habe ich mich auf den Weg in einen der beiden nächstgelegenen Orte gemacht, Ashford oder Glenealy. Dort habe ich mich meiner Kollegin getroffen, aus der schon nach einer Woche eine gute Freundin geworden war. Oder ich habe den Bus nach Dublin oder in eine der malerischen Küstenstädte der Ostküste Irlands genommen.

Erfahrungsbericht Farmstay Irland LandschaftObwohl die Temperatur sich ab Mitte Juni stets um die 20°C gehalten hat, gab es genügend Gelegenheit im Meer schwimmen zu gehen oder aber auch nur am Strand zu sitzen. Mein absolutes Highlight: den Robben vor der Küste beim Spielen zuzusehen. Dabei muss man dann den typisch irischen Wind, der einen durch jeden Tag begleitet einfach ausblenden.

Dublin war nicht weit weg

Als das Wetter Anfang Juli dann noch irischer wurde (von 26°C und strahlendem Sonnenschein im Mai zu grauem Himmel und 18°C im Juli), bin ich doch öfter nach Dublin gefahren. Dublin war innerhalb von 2 Stunden und für unter 4 Euro auch kostengünstig für mich zu erreichen. Obwohl Irland recht ländlich ist, kommt man tatsächlich mit Bus und Bahn – und einer deutschen Affinität fürs Laufen – selbst sonntags komfortabel und für wenig Geld in die entlegensten Ecken. Man muss sich anfangs nur an die Gebräuche in der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln gewöhnen. Zum Beispiel muss man in Irland Busse hereinwinken, sonst fahren sie einfach an einem vorbei. Doch wenn man den Dreh einmal heraus hat, kommt man problemlos von A nach B.

Das Landleben

Erfahrungsbericht Farmstay Irland Agrartourismus LandlebenAn manchen Tagen habe ich es dann aber doch bevorzugt, einfach auf dem Gelände des Bed&Breakfasts zu bleiben und es mir im historischen sitting room bequem zu machen. Oder just for the craic, wie Catherine gerne sagt, durch die Weiden hinter dem Haus zu streifen. Natürlich immer darauf bedacht, die Schafe nicht aufzuschrecken und alle Tore wieder fest zu verschließen!

Generell kann man aus dem Text vermutlich schon herauslesen, dass ich in einer eher ruhigen Gegend untergebracht war, was ich allerdings auch stark wertgeschätzt habe. Die Gärten und Felder um die Farm herum waren unglaublich idyllisch. Wie bereits erwähnt konnte ich immer in eine der umliegenden Städte fahren, wenn ich Mal etwas anderes als raschelnde Baumkronen und blökende Schafe hören wollte. Obwohl die Farm selbst an den meisten Tagen der Woche tagsüber doch eher St Stephen’s Green geglichen hat als einer ländlichen Schafsfarm in Irland, so viel Betrieb wie wir hatten! Aber durch das konstant hohe Arbeitstempo habe ich auch in Windeseile eine Menge über die verschiedenen Aufgaben, die in einem solchen Betrieb anfallen, erfahren.

 

Alles in allem hatte ich eine wunderbare Zeit

Das Wetter war, wie mir gesagt wurde, so gut wie seit Jahren nicht mehr und meine Kolleginnen sind mir alle sehr ans Herz gewachsen. Da wurden beim Abschied auch ein paar Tränen verdrückt. Und selbst wenn ich Mal nicht weiter wusste, zum Beispiel auf welcher Seite denn jetzt der Bus kommen wird, dann stehen die Iren mit Rat und Tat zur Seite! Und wenn der Bus im Endeffekt doch auf der anderen Seite gefahren ist, dann hat man sich eben noch ein bisschen länger unterhalten, bis irgendwann der nächste kam.

 

Fotos und Bericht @ Annika C.

 

Wenn auch du Interesse an einem Auslandsaufenthalt in Irland hast und dich für den Tourismus begeisterst, dann schau dir unser Farmstay-Programm in Irland und die Möglichkeit im Agrar-Tourismus zu arbeiten einfach mal an. Gerne beraten wir dich zu deinen Möglichkeiten, kontaktiere uns einfach unverbindlich.