Erfahrungsbericht: Meine ersten Wochen als Austauschschülerin in Kanada

Greta ist Ende August zu ihrem High School-Aufenthalt in Kanada aufgebrochen. Sie ist in der Provinz British Columbia Austauschschülerin, besucht eine kanadische High School und lebt bei einer Gastfamilie.
Wir begleiten Greta bei ihrem Auslandsjahr, veröffentlichen hier regelmäßig ihre Berichte und Fotos und lassen euch so an ihrem Auslandsaufenthalt als Austauschschülerin in Kanada teilhaben.

Der erste Monat in Kanada ist wie im Flug vergangen

Am 26.08.2023 landete mein Flieger in Vancouver. Von dort brachte mich ein Shuttle nach Abbotsford, direkt vor die Tür der Bamara Familie, meiner Gastfamilie. An den Ort, wo ich viel Zeit meiner bevorstehenden 5 Monate Auslandsaufenthalt verbringen werde.

Nachdem ich kurze Zeit zum Durchatmen und Auspacken hatte, saß ich schon kurz darauf beim ersten Dinner mit meiner Gastfamilie. Das erste richtige Gespräch - ein Thema, über das ich mir im Vorhinein etliche Gedanken gemacht hatte - lief, entgegen meiner Sorgen, ganz ungezwungen und locker ab. Ich habe ein wenig über meinen Flug und mein Zuhause erzählt. Meine Gastfamilie hat mir genauso das ein oder andere über ihr Leben berichtet.
Ich werde mit meinen beiden Gasteltern, sowie ihren zwei Kindern leben, die allerdings beide bereits schon über 20 sind und die Schule somit schon vor längerer Zeit beendet haben. Außerdem haben meine Gasteltern eine weitere Gastschülerin aufgenommen - Thais, die am nächsten Tag aus Brasilien kommen sollte. Und nicht zu vergessen sind Kingsley und Lucy, zwei Hunde, die ebenfalls ein fester Bestandteil der Familie sind.

Zum Abschluss des Abendessens habe ich ihnen mein Gastgeschenke überreicht: zwei Packungen meines Lieblingstees aus meiner Heimatstadt, ein paar regionale Pralinen und Duftstäbchen. Obwohl es sich nur um Kleinigkeiten handelte, haben sich meine Gasteltern sehr gefreut.

Nach dem ersten Kennenlernen ging es dann (nach der langen, langen Reise) endlich mit einem Haufen neuer Eindrücke ins Bett.

Schon bei der Fahrt vom Flughafen zu meiner Gastfamilie sind mir die ersten kulturellen Unterschiede direkt ins Auge gestochen. Die klassischen nordamerikanischen Häuser, die in riesigen Siedlungen nebeneinander gestaffelt sind und ein dutzend Autos. Schockiert war ich, als ich feststellte, dass vier bis fünf Autos pro Familie in keiner Weise eine Ausnahme sind, sondern kompletter Normalfall.

 

Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - EinführungSchon am zweiten Tag begann das Programm an der Schule

An der Robert-Bateman-High School fanden drei Tage die sogenannten Orientierungstage statt. Dort wurden wir (nochmals) über alle wichtigen Informationen, Regeln, Tipps und Abläufe informiert.
Hier habe ich auch das erste Mal alle anderen internationalen Schüler kennengelernt und es haben sich auch direkt die ersten Freundschaften gebildet.

Die Orientierungstage vergingen schnell und gespannt wartete ich  auf den ersten richtigen Schultag. An einem Donnerstag war es dann endlich soweit, das Warten hatte ein Ende.

 

Mein erster Schultag

Als ich die Schule betrat, wurde schnell klar, was zunächst meine größten Bedenken sein sollten. Wie sollte ich mich hier jemals orientieren können? Wie sollte ich meine Klassenräume finden und mich nicht nach jedem Raumwechsel verlaufen? Im Vergleich zu meiner deutschen Schule ist die High School in Kanada riesig. Sie ist ausgestattet mit diversen unterschiedlichen Fachräumen, wie z.B. Küchen, Näh-, Kunst-, Computer-, und zahlreichen weiteren Räumen, die insgesamt über 1.000 Schüler beherbergen.
Zum Glück stand an fast jeder Ecke ein Lehrer und so konnte ich mich letztendlich gut von Klassenraum zu Klassenraum fragen.

Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - Schule

Der Schulunterricht

Der Unterricht ist im Gegensatz zu dem was man aus dem deutschen Schulalltag kennt ein Traum. Fächer wie Mathe, Deutsch, Chemie, Geschichte, und, und, und - müssen hier nicht zwangsläufig belegt werden.
Vier Fächer konnte ich wählen, die ich jeden Tag auf meinem Stundenplan stehen habe. Mit diesen vier Fächern hatte ich ganz schön Glück. Mein erster Block ist Psychologie - ein Thema, das mich persönlich sehr interessiert. So die Grundlagen des menschlichen Denkens in einem einfachen Schulsystem zu lernen, ist für mich perfekt. Auch mein nächster Block ist ein persönliches Highlight: Interior Design & Living Environments. Hier lernen wir eine Inneneinrichtungs-Software zu benutzen und setzen damit unsere eigenen Projekte um.

Aufgeregt ging es nach meinen ersten Unterrichtsstunden in die Lunchpause.

Eine Gruppe internationaler Schüler hatte sich zusammengefunden und gemeinsam saßen wir draußen, erzählten von unseren Erlebnissen und aßen unser Mittagessen.

Anschließend machte ich mich auf den Weg in Raum 140. Hier wird Social Justice unterrichtet. Wir betrachten aktuelle ethische Probleme und diskutieren über diese gemeinsam. Danach ging es in die Küche zum Cookies backen!

 

Das Klischee, dass Kanadier super nett sind, kann ich mit voller Überzeugung unterstreichen.

Sowohl die Lehrer als auch die Mitschüler sind größtenteils super lieb, hilfsbereit und vor allem verständnisvoll. Für viele Sorgen ist also gar kein Platz.

 

"Alles mitnehmen" ist die Einstellung, mit der ich und viele andere internationale Schüler an unseren Schüleraustausch rangehen wollen.

Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - AusflügeFünf Monate Auslandsaufenthalt klingen zwar zunächst nach einer langen Zeit, aber das trügt. Allein der erste Monat verging schon so unglaublich schnell. Ich bin mir sicher auch die kommende Zeit wird im Handumdrehen vergehen.

So ist meine größte Sorge, die Zeit nicht zu nutzen und Dinge nicht gemacht zu haben und das im Nachhinein zu bereuen. Ich habe mich also mit anderen internationalen Schülern an einen Nachmittag nach der Schule zusammen gesetzt und wir haben eine Liste geschrieben. Eine Liste voller Aktivitäten, Orte und Cafés, die wir besuchen wollen.

Cafébesuche, Eislaufen, gemeinsam ins Gym zu gehen oder in der Bücherei zusammen zu lernen sind bei uns Tagesordnung. Auch ist das eine riesige Hilfe bezüglich Heimweh. Durch  die Aktivitäten bleibt einem gar nicht viel Zeit, um an Familie, Freunde und alte Gewohnheiten zu denken.
Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - LagerfeuerAber klar, ein bisschen Heimweh gehört schon auch zu einem Auslandsaufenthalt dazu. Vor allem abends, wenn man nach dem langen Tag allein im Zimmer sitzt, kommt manchmal dann doch ein mulmiges Gefühl hoch. Was ich da wieder empfehlen kann, ist Ablenkung. Es hilft sich ins Wohnzimmer zu setzen, mit der Gastfamilie zu reden, Spiele zu spielen oder beim Kochen zu helfen. Aber auch ein kurzer Anruf nach Hause, sowie mit den besten Freunden kann wie Medizin wirken und ist mir sehr wichtig.

 

Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - VancouverDie Wochenenden haben wir bisher oft in Vancouver verbracht.

Eine Stadt zum Verlieben. Sie hat nicht nur tolle Shoppingmöglichkeiten, Cafés und Restaurants, sondern überzeugt auch besonders mit ihren schönen Landschaften, Parks, Stränden und Bergen im Hintergrund. Perfekt geeignet für lange Spaziergänge, die besonders zur Herbstzeit einfach nur traumhaft sind.

Aber auch Abbotsford ist eine wunderschöne Stadt. Klein aber fein trifft es wohl perfekt. Für das große Stadtleben muss man zwar einfach nach Vancouver, dafür hat man hier eine sehr friedliche, eher ruhigere Stadt, die einen trotzdem alles bietet, was man für den Alltag so braucht.

Erfahrungsbericht High School Kanada Greta - ColdplayMeine Highlights

Eines der Highlights aus dem letzten Monat war für mich mein erstes Live-Footballspiel. Die Stimmung einfach unbeschreiblich, und auch das ganze Set-up unglaublich. Und in derselben Halle fand eine Woche später schon mein absolutes Highlight statt: ein Coldplay-Konzert, für das ich mit einer Freundin in letzter Sekunde noch Tickets bekommen konnte. Auch da war die Stimmung der Leute ein Erlebnis für sich, und der gesamte Abend eine unvergessliche Erinnerung.

 

Und jeden Tag folgen weitere Momente und Erinnerungen, auf die ich gespannt bin, sie zu erleben und später zurückzublicken zu können.

Aber bis dahin werde ich weiterhin versuchen, jeden Tag zu nutzen und alles mitzunehmen!

 

 

@Bericht und Bilder: Greta R.