Erfahrungsbereicht Praktikum Malta

Erfahrungsbericht: Mein Auslandspraktikum auf Malta

Emely hat ihren Sommer im Ausland verbracht und ein Auslandspraktikum auf Malta absolviert.  Über Ihre Zeit auf der Mittelmeerinsel hat Sie nun einen Erfahrungsbericht geschrieben und lässt uns so an ihrem Auslandsabenteuer teilhaben.

 

Dass sich gefühlt ein ganzes Leben durch eine Reise verändern kann, hätte ich im Mai 2019 noch nicht glauben können!

In das insgesamt 10-wöchige Malta-Abenteuer startete ich mit diversen Zweifeln. Grund dafür waren zahlreiche Hürden und Hindernisse im Vorfeld der Reise. Das waren vorrangig die sehr aufwendige Suche nach einem Praktikumsplatz für mich, als noch nicht volljährige Person.

Ich hatte Zweifel nicht nur an mir selber und meinen Fähigkeiten mich alleine „durchzuschlagen“, sondern vor allem daran, ob ich es schaffe, all die unbekannten Situationen zu meistern.
Angst vor Heimweh hatte ich nicht, ich war einfach nur neugierig auf alles.  Leider habe ich mich aber im Hinblick auf das Heimweh ziemlich geirrt - ich hatte großes Heimweh, trotz der Freude auf Malta sein zu dürfen.

Zwar freute ich mich sehr auf die Reise und die neuen Eindrücke, hatte aber hauptsächlich Angst, dass mich niemand verstehen könnte. Würden meine Englischkenntnisse ausreichen?

Meine Erwartungen waren insgesamt eher mittel, ich hoffte einfach auf eine gute, lehrreiche und einprägsame Zeit.

Um es vorwegzunehmen: meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt! Es war für mich eine sehr, sehr lehrreiche, teils auch harte, aber gute Zeit. Niemals hätte ich im Vorfeld geglaubt, dass ich dies so sagen werde.

 

Meine Anreise

Bereits der Beginn der Reise stellte die erste Herausforderung dar. Nach einem ruhigen Flug (2,5 h Flugzeit von Frankfurt nach Valletta) wurde ich zwar vereinbarungsgemäß am Flughafen abgeholt, jedoch in eine ganz andere Unterkunft in einem anderen Ort gebracht. Ich war traurig, frustriert und fühlte mich sehr allein. Nach Telefonaten mit meinen Eltern habe ich dann meine ursprünglich vorgesehene Gastmutter angerufen. Ich hab auf Englisch mit ihr gesprochen, was ich mir im Vorfeld so nie hätte vorstellen können. Aber ich habe es wirklich geschafft. Und nach zwei Tagen konnte ich zu meiner mir zugeteilten Gastfamilie ziehen.

In den ersten beiden Tagen lernte ich meine „Gastschwester“ kennen. Sie kam aus Italien und so mussten wir auch auf Englisch miteinander kommunizieren. Wider Erwarten ging auch dies viel besser als ursprünglich gedacht. So lernte ich also gleich zu Beginn, dass ich mit ein wenig  Zuversicht und  Mut, viel mehr erreichen kann als gedacht.

Es war dann so, dass ich einfach „drauflosredete“, ohne Angst zu haben eventuell ausgelacht zu werden oder etwas ganz falsch zu sagen. Alle Menschen um mich rum waren sehr verständnisvoll. Und mit diesem neu gewonnenen Selbstbewusstsein, gelang es mir, meine Aufgaben als Junior Group Leader in der Sprachschule in St. Julian's zu meistern.

 

Mein Praktikum in der Sprachschule

Erfahrungsbericht Praktikum Malta, Teilnehmerin EmelyIn der Sprachschule arbeiteten wir Group Leader in Wochenschichten, die im Voraus geplant wurden. Meine  Zeiten lagen zwischen 8.00 – 16.00 Uhr bzw. 15.00 bis 23.00 Uhr. Bevorzugt habe ich die Morgenschichten, da es dann mehr Aktivitäten mit den anwesenden Kindern gab.

Group Leader sind für die Sicherheit der Kinder, die Unterbringung, Essensversorgung und allgemein für Gespräche da. Zudem waren wir als Gruppenleiter auch da, wenn es kleinere körperliche Befindlichkeiten (Versorgung kleinerer Verletzungen) gab und haben uns natürlich immer um das seelische Wohl der Kinder bemüht. Wir trösteten z.B. bei Heimweh oder vermittelten bei Streitereien.

Bei dieser Tätigkeit habe ich so viel gelernt! Vor allem natürlich Verantwortung für die Kinder meiner Gruppe zu übernehmen, Ruhe zu bewahren und auszustrahlen und alles im Griff zu haben. Es ist nicht immer leicht gewesen.
Es war für mich eine große Aufgabe, mit meiner Gruppe bzw. bei manchen Aktivitäten mit ca. 40 – 60 Kindern im Alter von 6-13 Jahren und verschiedner Nationalitäten unterwegs zu sein. Dabei musste ich vor allem darauf achten, dass alle Kinder anwesend sind, die richtigen Transportmittel nehmen und ihre Sachen dabei  haben. Ich musste kleine Wunden versorgen, trösten usw. usw.. Es war manchmal wie ein Sack Flöhe zu hüten.
Ein Nebeneffekt war, dass ich sehr großen Respekt für meine eigenen Lehrer in Deutschland entwickelt habe. Denn nun war ja auch ich in der Perspektive des Lehrers und kann die Arbeit so besser nachvollziehen.

 

Ich habe so viel gelernt!

Vor allem habe ich gelernt, dass ohne Teamwork und Kommunikation kein erfolgreiches Arbeiten möglich ist. Auch habe ich gelernt, dass ich mich durchsetzen kann und muss.

Ein Beispiel: Bei einer Segel-Aktivität mit 3 Group Leadern und ca. 45 Kindern hatten wir plötzlich die Situation, dass drei der Kinder nicht mit zurück wollten und bei der Abreise fern blieben. Das fiel mir auf und ich war der Meinung, dass wir auf jeden Fall zurück kehren müssten umd die Kinder zu holen. Die beiden anderen Group Leader meinten aber, wir hätten alle Kinder – das würde schon passen. Und so geschah es, dass die drei Kinder nicht mitgenommen wurden, weil ich mich nicht durchsetzen konnte. Darauf gab es mit dem Chef Leader natürlich großen Ärger. Ich habe so für mich die Erfahrung gemacht, dass ich künftig versuchen werde, mich durchzusetzen.

 

Es gab einige Herausforderungen

Erfahrungsbericht Praktikum Malta LandschaftIch habe sehr viel Energie und Kraft in mein Praktikum gelegt.

Problematisch waren für mich die Temperaturunterschiede auf Malta. In der Sonne herrschten Temperaturen von ca. 45 Grad Celsius, das stand total im Gegensatz zu den kalten klimatisierten Gebäuden und Bussen. So blieb es nicht aus, dass ich nach ca. 4 Wochen erstmals den Arzt aufsuchen musste, welcher eine Mandelentzündung und Fieber feststellte. Ich musste leider diverse Medikamente inklusive Antibiotikum nehmen.
Da ich jedoch den Ehrgeiz hatte, keinen Tag zu fehlen, habe ich trotz Fieber weitergearbeitet. Ich war so erschöpft und ausgelaugt, dass ich an einem Abend zusammengebrochen bin und der Notarzt gerufen wurde. Ich wurde dann mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht.
Auf diese Herausforderung hätte ich gern verzichtet. Als Notfallpatient in einer ausländischen Klinik, allein, verunsichert und geschwächt habe ich dann um 3 Uhr morgens meine Eltern anrufen können. Diese machten sich natürlich große Sorgen, haben mir aber auch ganz viel Mut zugesprochen und mir die Kraft gegeben, alles gut zu überstehen. Sogar den maltesischen Arzt, der extrem schnell sprach habe ich gut verstehen können.  Ich meisterte auch die Situation ohne weitere Probleme und konnte wieder nach Hause. Natürlich mit einer Menge an gewonnenem Selbstvertrauen.

 

Ich habe neue Freundschaften geschlossen

In meiner Gastfamilie waren während meines Aufenthaltes nacheinander insgesamt 7 Gastschwestern anwesend. Alle kamen aus verschiedenen Ländern: England, USA, Spanien und Tschechien.

Ich bin sehr froh alle kennengelernt und so neue Freundschaften geschlossen zu haben. Viele neue Erkenntnisse über diese anderen Nationalitäten (Einstellungen zur Arbeit und zum Leben, Essensgewohnheiten, Freizeit) versuche ich auch auf mein Leben in Deutschland umzusetzen. Das sind z.B. mehr Gelassenheit zu haben, die Wertschätzung anderer Menschen ohne Blick auf deren Herkunft, usw..

Ich habe mit meinen Gastschwestern und auch mit meinen Arbeitskollegen viel von Malta, Gozo und Comino kennen und schätzen gelernt.

 

Meine Eindrücke von Malta

Erfahrungsbericht Praktikum Malta FestivalDie Malteser sind sehr bemüht, ihr kulturelles Erbe (besonders die maltesische Folklore und zahlreichen Feiertage) zu bewahren und die Natur und das Meer zu schützen. Dieser Spagat im Hinblick auf den Tourismus ist nicht immer leicht.

Gut finde ich, dass es auf Malta ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz (Busse und Schiffe) gibt. Ich selbst bin immer mit dem Bus von meinem Wohnort zum Arbeitsort gefahren.

Natürlich haben wir auch Festivals und Musikabende, sowie die in den kleinen Orten stattfindenden katholischen Feste besucht. Auch in Discos und Clubs waren wir gelegentlich, das kann ich jedoch nicht empfehlen. Grund: ich wurde in eine Schubserei vor einer Disco verwickelt und kurz darauf habe ich voller Panik festgestellt, dass mein Handy aus der vormals verschlossenen Bauchtasche gestohlen war.

 

Mein Fazit des Auslandspraktikums auf Malta

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich meine Persönlichkeit deutlich weiterentwickelt hat. Ich bin erwachsener geworden, kann Dinge eigenständig regeln. Mein Selbstvertrauen ist deutlich gewachsen. Auch meine Englischkenntnisse haben sich verbessert.

Die Zeit ohne eigenes Handy habe ich wider Erwarten sehr gut überstanden und mir im Nachhinein vorgenommen, auch Zuhause mehr „Auszeiten“ vom Handy zu nehmen.

Ich kann nur allen empfehlen, die Chance auf einen Auslandsaufenthalt zu nutzen, sie macht euch stärker!

Ich bin froh, dass ich alle Erfahrungen (auch die negativen) machen konnte. Lehrreich für mich war auch, dass ich nicht gedacht hatte, Heimweh zu bekommen, dies aber deutlich hatte. Zurück in Deutschland war ich wirklich überrascht, wie gut es tat, wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen, eine eigene und strahlend saubere Dusche und Toilette zu haben (Dinge, die ich vor dem Praktikum als selbstverständlich angesehen hatte).

Momentan ist mein Herz etwas zweigeteilt – ich bin sehr froh, zu Hause bei meinen Eltern und Freunden zu sein, vermisse aber meine Freunde und Arbeitskollegen auf Malta.

Abschließen möchte ich mit einem Original maltesischen Zitat: „Wer alles glaubt, was man ihm erzählt, glaubt nicht an sich selber.“, was zu 100% auf mich und meine Erfahrungen der letzten Wochen zutrifft.

Fotos: Praktikumsteilnehmerin Emely K.